Seit 1817.

Am 1. Mai 2015 hat Reto Schürch den Obstbaubetrieb, welcher vorher in der Generationen-Gemeinschaft von Vater und Sohn geführt wurde, übernommen. Das Unternehmen besteht seit dem Jahr 1817, damals noch als reiner Milchwirtschaftsbetrieb, der über Generationen von Vater an den Sohn weitergegeben wurde. 

 

1962 pflanzte Gottlieb Schürch, der Grossvater von Reto Schürch, die ersten Apfelbäume und legte damit den Grundstein für den heutigen Obstbetrieb. Die sonnige Hanglage auf rund 800 m über Meer eignet sich besonders für Obstkulturen. Im Laufe der Jahrzehnte bewährte sich der Anbau von Äpfeln, die in der einzigartigen Berglage ein besonders ausgeprägtes Aroma entwickeln. Das Bergklima stellte den Betrieb jedoch auch vor grosse Herausforderungen: Durch das raue Bergklima und die meteorologischen Rahmenbedingungen wie Frost und Hagel mussten Bäume gepflanzt werden, die bei der Unterlage frostresistenter sind. Es zeigte sich, dass sich die Sorten ‘Golden’, ‘Glocken’, ‘Jonathan’, ‘Kidds Orange’, ‘Idared’ und ‘Ontario’ als Lagersorten bewährten. Im Laufe der Zeit entstanden zehn Hektaren Apfelkulturen und eine Hektare Fellenberg-Zwetschgen, sodass 1975 die Familie Schürch den Schritt zum reinen Obstbaubetrieb wagte. 1936 hatte die Familie Schürch den ersten unterirdischen Naturkeller in der Schweiz gebaut, wo die Äpfel bis ins Frühjahr gelagert werden konnten. In den Kriegsjahren wurden die Äpfel in Körben auf Bahnwagen verladen und nach Holland exportiert. Der alte Keller wurde in einen Kühlraum umgebaut und später mit einem modernen Kühllager ergänzt. 

 

Um gegen den Hagel zu kämpfen, fand Ernst Schürch, der Vater von Reto Schürch, im Hagelabwehrsystem der Firma Corballan aus Frankreich eine innovative Lösung. Die Investition zahlte sich aus: Mit Schockwellen konnten Hagel und Riesel grossenteils getrotzt werden. Um auch das Restrisiko der Hagelschläge auszuräumen, wurden bis 2002 zusätzlich alle Kern- und Steinobstkulturen mit Hagelnetzen überdeckt. 

 

Während dem sich der Betrieb mit gewissen Kulturen gezielt auf den Grosshandel ausrichtete, wurde die reiche Sorten- und Früchtevielfalt im Laufe der Jahrzehnte erhalten, um auf die besonderen Bedürfnisse von Kleinhandel und Privatkunden einzugehen. Im Sinne dieser Diversifikation sind bereits im Jahre 1975 Erdbeeren angebaut worden. 1991 hat Schürch Obstbau und Spezialitäten ein eigenes Logo geschaffen, das «Emmentaler Bergobst», das für die gute Qualität, die Frische und das unverkennbare Aroma der in dieser speziellen Höhenlage gereiften Früchte steht. 

 

Die Erdbeeranlagen, die in den letzten zehn Jahren stark vergrössert und mit einer innovativen und weitgehend witterungsunabhängigen Hor-sol-Kultur erweitert wurden, stellen ein zusätzliches Standbein des Betriebs dar. Mit diesem Hochsystem, in dem die Erdbeerpflanzen in organischem Substrat wachsen, können durch die vermehrte Wetterunabhängigkeit im Idealfall mehrere Ernten eingebracht werden. Die mit Plastik überdeckten Tunnelanlagen umfassten bis im Jahr 2014 eine Fläche von rund 5000 m² auf Gemeindegebiet Zäziwil und rund 2500 m² auf Gemeindegebiet Grosshöchstetten. Im Raumplanungsgesetzt RPG ist festgehalten, dass bodenunabhängige Anlagen die Fläche von 5000 m² nicht übersteigen dürfen. Da die beiden Tunnelanlagen im Gebiet Lenzligen die Fläche der erlaubten 5000 m² übersteigten, musste die Legalisierung der Anlage über eine Zonenplanänderung geschehen. Aus diesem Grund liefen seit dem Jahr 2005 diverse Gespräche mit den Gemeinden, Behörden, etc., unter anderem ging es auch darum, die Erdbeertunnel-Anlagen erweitern zu können. Nach mehr als 10 Jahren Abklärungen hat die Gemeindeversammlung der Gemeinde Zäziwil am 5. Juni 2013 mit grossem Mehr zugunsten der Umzonung «Ja» gestimmt.

 

Somit konnte die Erdbeeranlage auf Gemeindeboden Zäziwil im Jahr 2015 um weitere 5000 m² erweitert werden. Die erste Produktion der angebauten Fläche wird erstmals ab diesem Jahr 2016 erfolgen. Seit anfangs Februar 2016 ist nun auch die Intensivlandwirtschaftszone Lenzligen auf Gemeindeboden Grosshöchstetten rechtskräftig, womit für den Betrieb die Möglichkeit besteht, weitere Intensivlandwirtschaft zu betreiben.